Es gibt nicht allzu viele Bücher über Kaffee. Nachdem ich meinen Barista-Schnupperkurs absolviert hatte, wollte ich mehr zum Thema Kaffee lernen. Das Buch von Mark Pendergrast war das erste, das mich von Titel angesprochen hat.
Von den Anfängen in Äthiopien zur Verbreitung in der Welt
Im ersten Kapitel geht es um die Entdeckung des Kaffees und seine Verbreitung um den Erdball. Die ersten Kaffeehäuser haben in Europa im 18. Jahrhundert eröffnet und auch in Amerika wird das koffeinhaltige Getränk immer beliebter. Mit der steigenden Nachfrage, steigt auch die Produktion in Südamerika. Doch um mehr Kaffee zu produzieren, werden indigene Völker vertrieben oder gezwungen auf den Plantagen zu arbeiten. Sklaven werden von den Plantagenbesitzern gekauft, um Kaffee anzubauen und zu verarbeiten. In den produzierenden Ländern kommt es zu Unruhen und Aufständen, die meist blutig vom Militär niedergeschlagen werden. Die ersten Kaffeebörsen werden im 19. Jahrhundert gegründet, die den Kaffeehandel abwickeln und einen großen Anteil an der Preisgestaltung haben. Die ersten Komplotte zwischen den produzierenden Ländern und Amerika werden ausgearbeitet, um den Kaffeepreis künstlich auf einem konstanten Level zu halten, wenn es zu Schwankungen in der Ernte durch Fröste oder Überschwemmungen kommt. Aber auch die ersten Warnungen vor dem Konsum von zu viel Kaffee, beziehungsweise Kaffee im Allgemeinen, kommen bereits im 19. Jahrhundert auf. Kaffee soll zu einer Reihe von Krankheiten führen, zum Beispiel Hysterie, Magenleiden, Fatigue und viel mehr. „Gesunde“ Kaffeeersatzgetränke, allen voran Postum, kommen auf den Markt und versprechen Heilung von diversen Krankheiten. Sehr zum Missfallen der Kaffeelobby. Es kommt zu einem Kampf der beiden Lager, der sich mehrere Jahrzehnte hinzieht.
Kaffee wandelt sich vom Luxus- zum Massenkonsumgut
Doch die Konsumenten lassen sich von der aggressiven Propaganda gegen Kaffee nicht abschrecken, sondern trinken immer mehr Kaffee. Aus vielen kleinen Röstern entstehen große Firmen wie Folgers oder Maxwell House, die im Laufe der Zeit den Markt dominieren sollen. Auch Marketing und Verkaufsstrategien werden immer wichtiger, um die Kunden an die eigene Marke zu binden. Die Erfindung der Vakuumblechdose verspricht keinen Aromaverlust und setzt sich als Verpackungsweise durch. In den 1920er Jahren mit Verbreitung des Mediums Radio, wurden von den großen Kaffeefirmen Comedy-Radioshows mit bekannten Schauspielern kreiert, um ihre verschiedenen Kaffeemischungen zu vermarkten. Diese Shows erfreuten sich teilweise so großer Beliebtheit, dass sie regelrecht zu Straßenfegern wurden. Nach dem zweiten Weltkrieg mit dem Aufkommen von Supermarkt-Ketten wird Kaffee immer mehr zum Massenkonsumgut. Der technische Fortschritt beschleunigt sich. Im Zuge dessen kommen Getränkeautomaten auf den Markt, an denen man einen Becher Kaffee für schmales Geld bekommen kann. Nestlé brachte bereits in den 1930er Jahren Instantkaffee auf den Markt, doch erst durch die Weiterentwicklung der Herstellungstechnik tritt Instantkaffee den Siegeszug in die Haushalte der Nachkriegsjahre an.
Zurück zu den Wurzeln
Als Gegenbewegung zum vorherrschen schlechten Geschmack des Kaffee, entwickeln sich in den 1960er Jahren kleine Röstereien, die von Kaffeeenthusiasten betrieben werden und den Geschmack des Kaffees und die optimale Röstung in den Vordergrund stellen. Unbeachtet von den großen Firmen, entwickelt sich ein Subkultur, die immer weiter wächst. Espressogetränke erfreuen sich immer größerer Beliebtheit und sind der Start für große Kaffeeketten, wie zum Beispiel Starbucks. Seit Mitte der 1980er Jahre etwa bewegt sich die Kaffeekultur weg von Lattes mit Sirup und viel Milch und hin zu Single Origin Kaffees, die auf verschiedene Arten zubereitet werden. Der Direkthandel mit den Kaffeefarmern nimmt zu und die faire Bezahlung der Farmer bekommt immer größere Bedeutung. Der Kaffee wird in kleinen Chargen schonend geröstet, um den optimalen Geschmack aus der Bohne herauszuholen und somit dem Verbraucher eine Vielfalt zu bieten, die bei Industriekaffee nicht der Fall ist.
Fazit
Dieses Buch bietet einen sehr umfangreichen Einblick in die Entwicklung des Kaffeemarkts von den Anfängen bis heute. Insbesondere auf die Verflechtungen des Kaffeepreises mit der Politik auf dem Parkett des Welthandels wird intensiv eingegangen. Das mag nicht Jedermanns Geschmack sein, doch ich fand es sehr informativ zu lesen, mit welchen brutalen Massnahmen die Kaffeeproduktion über die Jahrhunderte am Laufen gehalten wurde und wie viel Blut geflossen ist, damit Europa und Amerika Kaffee genießen konnten. Da der Autor Amerikaner ist, liegt der Fokus verständlicherweise auf der Entwicklung des amerikanischen Marktes. Lediglich kleine Abstecher werden nach Europa und andere Kaffeekonsumländer gemacht. Nichtsdestotrotz kann ich dieses Buch jedem ans Herz legen, der sich für die Geschichte der Kaffees interessiert. Das Buch ist sowohl auf deutsch, als auch auf englisch erhältlich. Meine Rezension bezieht sich auf die englische Ausgabe in der bearbeiteten zweiten Edition. Die deutsche Ausgabe ist eine Übersetzung der ersten Edition.
Wer Lust bekommen hat das Buch zu lesen, kann es zum Beispiel bei Amazon* als Hardcover bekommen.
Viel Vergnügen bei der Lektüre. Ich wünsche dir eine sonnige Woche.
Deine Meike
Titelbild: © Unsplash on pixabay.com, Lizenz: CC0, Public Domain
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