Kaffeesiegel, Teil 1: Fairtrade

Den Anfang der fünfteiligen Reihe zum Thema Nachhaltigkeit in der Kaffeeindustrie macht das Siegel „Fairtrade“, das bekannteste Siegel dieser Reihe. Im folgenden Artikel stelle ich dir die wichtigsten Standards dieses Siegels vor und die Kritik, die in der Kaffeeindustrie an dem Siegel herrscht.

Wer steckt hinter dem Siegel?

Das Siegel Fairtrade wurde von der im Jahre 1992 gegründeten Organisation TransFair e.V ins Leben gerufen. Daraus hervorgegangen ist 1997 die internationale Dachorganisation Fairtrade Labelling Organisations International (FLO e.V.). Die FLO ist für die Standardsetzung und Betreuung der Partnerorganisationen zuständig und arbeitet unabhängig von Regierungen. Die Überprüfung der Fairtrade – Standards und die Zertifizierung der Produzenten übernimmt die unabhängige Organisation FLO-CERT GmbH. Die Überprüfungen finden sowohl angemeldet als auch unangemeldet in den Betrieben statt. Auf Seiten der Händler und Konsumenten agiert in Deutschland Fairtrade Deutschland (TransFair e.V). TransFair vergibt die Lizenzen an österreichische Unternehmen und berät Unternehmen, die sich für den Bereich fairen Handel interessieren und dort aktiv werden wollen. Der Verein leistet außerdem Öffentlichkeitsarbeit, um Konsumenten auf den fairen Handel aufmerksam zu machen.

Die wichtigsten Betsandteile des Fairtrade – Standards

  • ein fester Mindestpreis, der die Kosten einer nachhaltigen Produktion deckt
  • eine Prämie, die für soziale oder infrastrukturelle Projekte vor Ort genutzt werden muss, z. B. für den Bau von Schulen oder Straßen
  • ein Verbot von Zwangs-, ausbeuterischer Kinderarbeit und Diskriminierung
  • ein Aufschlag für Bio – Produkte
  • Verbot der Nutzung von gentechnisch verändertem Saatgut und die eingeschränkte Nutzung von Pestiziden

Kritische Stimmen am Fairtrade – Siegel

So gut es auch klingt die Arbeits- und Lebenssituationen der Produzenten vor Ort, die zum Teil zu den Ärmsten der Welt gehören, zu verbessern und durch einen Mindestpreis ein gewisses, sicheres Einkommen zu garantieren, es gibt auch kritische Stimmen. Die Zeit berichtete im letzten Jahr, dass Wissenschaftler in mehreren Studien belegt haben, dass das Fairtrade – Programm keine langfristig positiven Effekte für die Bauern haben. Hinzu kommen die hohen Kosten für die Erstzertifizierung, die für drei Jahre gültig ist und danach jährlich erneuert werden muss. Die Kosten variieren je nach Größe der Kooperative und können bei einer Kooperative von 101 bis 250 Mitgliedern ca. 5000 € betragen. Zum Vergleich: das durchschnittliche Jahreseinkommen im Kaffeeanbauland Äthiopien liegt bei 368 €.

Außerdem richtet sich das Fairtrade – Programm zwar an die Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen, vernachlässigt dabei aber die Qualität des Kaffees. Wenn der Weltmarktpreis über dem Festpreis von Fairtrade liegt, wird der qualitativ bessere Rohkaffee eher über die Börse verkauft und qualitativ schlechtere Bohnen aus gleicher Ernte dann zu dem höheren Fairtrade – Preis in den Handel gebracht. So die Befürchtungen in der Branche.

Weitere Informationen zur Organisation Fairtrade findest du unter: http://www.fairtrade-deutschland.de/

In Teil zwei der Serie stelle ich dir am 23.November 2015 das Siegel „Rainforest Alliance“ vor. Bis dahin wünsche ich dir eine schöne Zeit.

Deine Meike

Titelbild: © kaboompics.com on pexels.com, Lizenz: CC0, Public Domain